Auf dem heutigen CEPA-Pressegespräch zur Wiederbelebung der transatlantischen Strategie für die Verteidigungsindustrie bot Mariana Fakhurdinova, TDC-Koordinatorin des EU-Ukraine-Partnerschaftsprogramms, einen wichtigen Überblick über die sich entwickelnde Rolle der Ukraine bei der Gestaltung der künftigen transatlantischen Verteidigungszusammenarbeit.
In einer Diskussion, an der führende Verteidigungsexperten von beiden Seiten des Atlantiks teilnahmen, beleuchtete Mariana den strategischen Wert der Ukraine als Partnerin und Wegbereiterin in der aufstrebenden Verteidigungslandschaft sowie die systemischen Hindernisse, die die Integration des Landes in das breitere verteidigungsindustrielle Ökosystem der USA und der EU noch immer einschränken.

Haupthindernisse für die Zusammenarbeit zwischen den USA und der Ukraine in der Verteidigungsindustrie
Fakhurdinova betonte, dass sich die Zusammenarbeit in letzter Zeit zwar beschleunigt hat, insbesondere durch unterschiedliche Initiativen wie das FrankenSAM-Projekt, die Koproduktion von 155-mm-Artillerie, und die Konferenz zur Verteidigungs‑Industriebasis 2023, dass aber weiterhin zahlreiche Hindernisse bestehen:
- Die Sicherheitsrisiken durch die anhaltende russische Aggression schrecken weiterhin langfristige Investitionen aus den USA und dem Ausland ab.
- Gesetzliche Hürden, darunter ITAR-Vorschriften und ukrainische Exportverbote, behindern Koproduktionen und den Technologieaustausch.
- Die Korruptionswahrnehmung, die trotz bedeutender ukrainischer Reformen in Washington weiterhin ein Problem ist.
- Finanzielle Beschränkungen, da die ukrainische Regierung 2024 nur 6 Milliarden US-Dollar einer Industriekapazität von 20 Milliarden US-Dollar beschaffen hat, und strukturelle Unterinvestitionen eine rasche Ausweitung verhindern.
- Zersplitterung der Industrie, da viele ukrainische Unternehmen weiterhin klein, innovativ, aber unkoordiniert bleiben, sodass ihnen die Skaleneffekte für große Gemeinschaftsprojekte fehlen.
Prioritäten für das zukünftige NATO-Forum zur Verteidigungsindustrie
Mit der Perspektive auf die Zukunft forderte Fakhurdinova die Akteure der NATO und der EU auf, sich auf folgende Themen zu konzentrieren:
- Strategische Synchronisation zwischen den Industriestrategien der NATO und der EU, um Doppelarbeit zu vermeiden und die Kapazitäten zu stärken.
- Beseitigung verfahrenstechnischer und behördlicher Hindernisse, um mehr Joint Ventures und eine gemeinsame Beschaffung zu fördern.
- Beschleunigung der technologischen Integration, insbesondere in den Bereichen KI, Quanten- und Weltraumsysteme.
- Verbesserung der Widerstandsfähigkeit im Bereich der digitalen und hybriden Kriegsführung, wobei die Erfahrungen der Ukraine auf dem Schlachtfeld wichtige Erkenntnisse liefern.
- Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor, insbesondere durch flexible und schnelle Finanzierung für innovative Verteidigungstechnologien.
Einzigartige Beiträge der Ukraine zur transatlantischen Verteidigungsbasis
Mariana unterstrich den aktuellen Beitrag der Ukraine zu den transatlantischen militärischen Kapazitäten:
- Im Gefecht erprobte Innovationen: Die Ukraine dient als Testgelände für NATO-Standard- und Experimentalsysteme und treibt die Modernisierung voran.
- Aufstrebende technologische Führungsrolle: Die Ukraine gilt als Vorreiterin in den Bereichen Drohnen, elektronische Kriegsführung sowie Einsatz der künstlichen Intelligenz auf dem Gefechtsfeld und übertrifft damit oft die langsameren westlichen Bürokratien.
- Agile Produktion: Die Ukraine bietet eine kostengünstige und schnelle Produktion in Schlüsselbereichen wie Munition, elektronische Kriegsführung und unbemannte Luftfahrzeuge und ergänzt damit die überlasteten westlichen Lieferketten.
- Digitale und hybride Widerstandsfähigkeit: Das schwer erworbene Fachwissen bei der Abwehr russischer Cyberangriffe und Desinformationen ist ein nicht ausreichend genutzter Vorteil der NATO.
- Diversifizierung von Rohstoffen: Die Ukraine kann wichtige Rohstoffe liefern, von Lithium und Uran bis hin zu modernen Chips, und damit die Sicherheit der transatlantischen Lieferkette unterstützen.
Verteidigungskooperation EU-Ukraine: Chancen und Hindernisse
Mariana bewertete das Potenzial und die Grenzen der EU-Initiativen, einschließlich der ReArm-Initiative, des Ukraine Support Instrument, und der künftigen EDF/SAFE-Mechanismen:
Möglichkeiten:
- Direkte Unterstützung bei den Schlüsselfähigkeiten (z.B. Luftabwehr, Artillerie, Drohnen).
- Beteiligung der Ukraine an gemeinsamer Beschaffung und Koproduktion im Rahmen von SAFE.
- Modernisierung durch Integration in die EU-Verteidigungsstandards und den EU-Binnenmarkt.
- Öffentliches Produktionspotenzial: Lieferung zu Festpreisen durch staatliche Unternehmen in Kriegszeiten.
Herausforderungen:
- Mangelnde Klarheit bei der Umsetzung der EU-Vorschläge.
- Inkompatibilität zwischen den ukrainischen und den EU-Rechtsvorschriften.
- Exportbeschränkungen und finanzielle Zwänge behindern die Vorteile der Koproduktion.
- Nationaler Protektionismus in den EU-Staaten könnte eine gerechte Beschaffung beeinträchtigen.
- Der anhaltende Krieg und die ungeschützte Infrastruktur schränken die industrielle Skalierung ein.
Mehr Informationen findet man über den Link: https://cepa.org/transcripts/transatlantic-defense-industrial-strategy/