Rede des Präsidenten der Ukraine 04.03.22. 22:45

Das große Volk des großen Landes. Das Land der Stärke, das Land der Freiheit. Das Volk der absoluten moralischen Führung. Wir haben schon neun Tage der Dunkelheit durchgehalten, neun Tage des Bösen. Das ist dreimal länger, als die Dunkelheit und das Böse erwartet hatten. In diesen Augenblicken der höchsten Gefahr haben wir so gut auf den Angriff reagiert, wie wir es gekonnt haben. Wir haben mit Heldentum, Solidarität und gegenseitiger Unterstützung entgegnet. Wir haben auf unsere, ukrainische Art geantwortet. In solcher Weise, dass es in der Geschichte Europas für immer im Gedenken bleibt. Man wird mit Kindern darüber sprechen, man wird es den Enkelkindern zeigen. Der ganze Kontinent wird die Stadt Charkiw, die Stadt Tschernihiw, die Stadt Sumy, die Stadt Wolnowacha, die Stadt Mariupol, die Stadt Mykolajiw… und viele unserer anderen schönen Städte kennen. Die lebendigen Städte. Die Städte, die die schlimmste Invasion seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt haben.

Ich sage dies ausdrücklich als eine vollendete Tatsache. Wir haben es durchgehalten. Unabhängig davon, wie die Situation gerade ist.

Strategisch ist alles klar. Die Ukrainer sind vereint. Von Uschhorod bis Charkiw. Von Kyjiw bis Cherson.

Ukrainer jagen den Feind in der Nähe von Kyjiw, sie kämpfen für Okhtyrka, ahnden für Hostomel und werden sich für Cherson rächen.

Für unser Cherson. Ukrainisches Cherson, das man heute versucht hat, zu demütigen. Aber es hat nicht geklappt. Wir haben nicht angegeben.

Die Ukrainer haben sich bewiesen. Sie ließen sich nicht in einem billigen zynischen Schauspiel verspotten, mit Almosen statt Hilfe.

Mit Propaganda statt Aufrichtigkeit. Russische Propagandisten betrachteten unser Volk als sich selbst.

Aber sie haben gesehen, dass die EinwohnerInnen von Cherson eine Würde haben. Sie haben Respekt für sich selbst. Sie haben Respekt für die Ukraine. Sie haben Respekt dafür.

Ich verstehe, wie schwierig die Entscheidung ist, dem bewaffneten Feind gegenüberzutreten. Ich spüre, wie riskant es ist, aber ich sehe, dass unsere Leute das ablehnen, nach den Regeln der Besatzer zu spielen. Dass unsere Leute Ukrainer bleiben. Dass sie mit unserem Staat verbleiben, ungeachtet davon, dass sie vorübergehend in Finsternis geraten sind. Wenn russische Politiker noch Augen haben, werden sie sehen, was die Ukraine ausmacht. Was unsere Freiheit ausmacht. Die Besatzer dachten, sie könnten den Ukrainern das Fernsehen abschalten.

Die Verbindung abschalten. Dass sie Essen wegnehmen können. Dass sie Strom und Heizung abstellen können.

Sie dachten, es würde die Ukrainer dazu zwingen, sich zu unterwerfen. Aber selbst wenn sie uns den Sauerstoff entziehen… atmen wir tief ein, um zu erwidern: „Verschwinde aus unserem Land“.

Selbst in völliger Finsternis sehen wir die Wahrheit und werden kämpfen, bis es uns schwarz vor den Augen wird, denn wir sind Krieger des Lichts.

Und heute kann niemand auf der Erde sagen, dass diese Wörter pathetisch sind.

Der neunte Tag des Krieges. Für viele von uns ist es üblich, sich am neunten Tag an diejenigen von uns zu erinnern, die leider nicht mehr unter uns weilen.

Ewiges Gedenken an alle, die für die Ukraine gestorben sind.

Leider sieht es heute so aus, dass wir noch etwas gedenken müssen.

Und zwar der Garantien und Sicherheitsversprechen, der Entschlossenheit der Bündnisse, der Werte, die für manche tot zu sein scheinen.

Heute fand der NATO-Gipfel statt. Schwacher Gipfel. Verwirrter Gipfel. 03:42 Der Gipfel, der zeigt, dass nicht alle den Freiheitskampf für Europa als das Ziel Nummer Eins sehen.

Sämtliche NATO-Geheimdienste sind sich der Pläne des Feindes völlig bewusst. Sie haben auch bestätigt, dass Russland die Offensive fortsetzen wolle.

Wie ist es möglich? Neun Tage lang haben wir einen erbitterten Krieg gesehen. Unsere Städte werden zerstört, unser Volk, unsere Kinder… Wohnviertel, Kirchen, Schulen werden beschossen. Es wird alles zerstört, was ein normales, menschliches Leben ermöglicht, und sie wollen es weiterführen.

In dem Wissen, dass neue Angriffe und Opfer unmittelbar bevorstehen, hat die NATO bewusst entschieden, den Himmel über der Ukraine nicht zu schließen.

Wir glauben, dass die NATO-Staaten das Narrativ selbst geschaffen haben, dass die Schließung des Himmels über der Ukraine eine direkte Aggression Russlands gegen die NATO provozieren würde.

Das ist die Selbsthypnose derjenigen, die schwach und innerlich unsicher sind,

obwohl sie eine Waffe besitzen, die um ein Vielfaches stärker als unsere ist.

Man sollte an Menschen denken, an die Menschlichkeit.

Und woran haben Sie bei diesem Gipfel gedacht?

Alle Menschen, die ab diesem Tag sterben, werden auch Ihretwegen sterben.

Wegen Ihrer Schwäche, wegen Ihrer Uneinigkeit. Alles, was das Bündnis bisher geschafft hat, ist, 50 Tonnen Dieselkraftstoff über sein Beschaffungssystem an die Ukraine weiterzuleiten. Wahrscheinlich, dafür, dass wir das Budapester Memorandum damit niederbrennen könnten.

Damit es besser brennt. Aber für uns hat es bereits im Feuer der russischen Truppen gebrannt. 05:24 Haben wir etwa solche NATO gewollt?

Haben Sie etwa solche Allianz aufbauen wollen?

Heute gab die Führung der Allianz grünes Licht für weitere Bombenangriffe auf ukrainische Städte und Dörfer und weigerte sich, eine Flugverbotszone zu errichten.

Sie konnten den Himmel schließen, aber… Aber…

Ich weiß nicht, wen Sie schützen können und ob Sie Ihre Länder, die Allianz-Länder, schützen können.

Sie werden uns mit einem Liter Benzin für einen Liter unseres Blutes nicht abfinden. Des Blutes, das für unser gemeinsames Europa, für unsere gemeinsame Freiheit, für unsere gemeinsame Zukunft vergossen wurde.

Aber ich bin dennoch den Freunden unseres Landes dankbar.

In der NATO gibt es viele Länder, die unsere Freunde, unsere Partner, mächtige Partner sind.

Die, die unserem Staat helfen. Trotz allem. Trotz allen Entscheidungen.

Sie haben uns seit dem ersten Tag der Invasion geholfen und werden uns bis zum Sieg helfen, davon bin ich überzeugt.

Und deshalb fühlen wir uns nicht allein.

Wir kämpfen weiter, wir werden unseren Staat schützen, wir werden unser Land dank unserer Helden befreien.

Heute habe ich 76 ukrainischen Helden Orden und Medaillen für ihren persönlichen Mut und Einsatz für unsere Verteidigung verliehen.

Bedauerlicherweise wurden 37 davon posthum verliehen.

Den Titel Held der Ukraine habe ich dem Generalleutnant Oleksandr Oleksijowytsch Pawlyuk, dem Kommandeur der Operation der Vereinten Kräfte, verliehen.

Den militärischen Rang eines Brigadegenerals habe ich dem Oberst Schworok Wolodymyr Wassyliowytsch, dem stellvertretenden Kommandeur des Osteinsatzkommandos der Landstreitkräfte der Streitkräfte der Ukraine, verliehen.

Den militärischen Rang eines Brigadegenerals der Justiz habe ich dem Oberst der Justiz Serhij Mykolayowytsch Melnyk, Leiter des Instituts für Militärrecht der Nationalen Rechtsuniversität Jaroslaw des Weisen, verliehen.

Den Rang eines Brigadegenerals habe ich dem Oberst Bogomolow Artem Jewhenowitsch, dem stellvertretenden Kommandeur des Westeinsatzkommandos, verliehen.

Den Rang eines Generals habe ich dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine Walerij Fedorowytsch Salushny verliehen.

Ruhm der Ukraine!